Neues von Myanmar –
blauer Calcit für Saphir ausgegeben!



Die Findigkeit gewisser Schmucksteinhändler treibt immer seltsamere Blüten. So verdanke ich der Aufmerksamkeit von „Sternstein-Spezialist“ Martin P. Steinbach aus Köln die Information über frappierend Saphiren ähnelnde blaue Calcite aus Myanmar. Auch von anerkannten Gemmologen wurde das schöne „Saphirblau“ gefärbte und zu Cabochons verarbeitete Material zunächst für Saphir gehalten.

Spaltbarkeit und die für Calcite aus Metamorphiten an sich typische polysynthetische Zwillingslamellierung täuschen auf den ersten Blick ein für Saphir charakteristisches Einschlussbild vor. Angedeuteter Sterneffekt trägt das übrige dazu bei, diesen Eindruck zu erwecken.

Das für natürliche Calcite ungewöhnlich intensiv blau gefärbte Material scheint aus der Metamorphit-Region von Myanmar zu kommen, eine exakte Fundrotangabe war aber nicht zu erhalten. Blaue Calcite sind an sich gar nicht so selten. Reichlich wird derzeit blauer grobkristalliner Marmor aus Madagaskar angeboten; dieses Material ist auch einigermaßen transparent. Es ist auch nicht ausgeschlossen, dass der nun in Myanmar angebotene blaue Calcit von Madagaskar stammt. Die Ursache der blauen Farbe ist meines Wissens bisher nicht untersucht.

Ähnlich blaue Calcite sind jedenfalls schon seit mehreren Jahrzehnten von Kajiado in Kenia bekannt. In musealen Sammlungen kann man blaue Calcite (Marmore) gelegentlich auch von den Lokalitäten Oravitza/Banat und Keenlong Pond im Staat New York, USA, antreffen. Auch aus dem Kamptal in Niederösterreich ist blauer Marmor, hier durchwachsen mit Vesuvian nachgewiesen. All diese Vorkommen haben bisher aber keinen Calcit in Cabochonqualität geliefert.

Das Material aus Myanmar ist durchscheinend bis transparent. Spaltbarkeit nach (10-11) und Gleitzwillinge nach (01-12) täuschen die für Korund charakteristischen  Rutilgitter vor. An Einschlüssen wurden rundliche Körnchen von Quarz und Glimmer festgestellt.

Natürlich ist bei einer sorgfältigen gemmologischen Prüfung Korund ohne Probleme hier auszuschließen. Geringeres spezifisches Gewicht und wesentlich geringere Härte (Ritzprobe mit einer Nadel!) sind da schon gute Indikatoren, eine nur visuell durchgeführte oberflächliche Begutachtung könnte durchaus zu Fehldiagnosen führen.

Es liegt hier jedenfalls wieder einmal ein schönes Beispiel vor, das zeigt, wie vorsichtig sich ein Steineinkäufer und Juwelier oder Goldschmied auf dem gemmologischen Parkett bewegen muss.

Es ist eben nicht immer nur Moissanit, manipulierter Diamant, geölter Smaragd oder ein Glasimitat zu bestimmen.

(Verfasser: HR Dr. Gerhard Niedermayr)